“ich” bin eigentlich vollkommen unwichtig, nicht der rede wert und vor allem nicht entscheidend für die hier abgelegten texte. Gut, es lässt sich vorstellen, dass ich der “verantwortliche” bin, was immer das dann heißen mag, vielleicht der “autor” (ich hoffe nicht, immerhin ist der schon lange tot, glaubt man den literaturwissenschaftlern), sicher nicht: der “urheber”, impliziert das doch, dass ich mir das selbst ausgedacht hätte…
In diesem sinne ist es auch, dass ich nur auf dieser seite, oder um anzuzeigen, dass es sich tatsächlich um persönliche wahrnehmungen handelt, “ich” verwende, eben um eine adresse der kommunikation zu beschreiben, derer die texte zugeordnet werden. In aller regel, und sicherlich geprägt durch den stil der autoren, die ich lese und schätze, leuchtete mir die neuerdings auch wieder in der (sozial-)wissenschaft popularisierende “ich”-isierung der texte nie besonders ein. Vielmehr halte ich es mit luhmann und vielen anderen, in texten meist “wir” zu verwenden. Einige meiner akademischen lehrer kritisierten dies als altmodisch, überholt, unangebracht oder sehen hier gar einen “pluralis maiestatis” (warum eigentlich nie einen ‘pluralis modestiae’?). Der kritik zum trotz halte ich (besser: wir) daran fest. Nicht aus selbstüberschätzung, achte ich persönlich meinen beitrag für vernachlässigbar in jeder hinsicht, und sicher nicht aus einer nostalgischen zuneigung für formulierungen aus früherer zeit. Der plural hat einzig die funktion anzuzeigen, dass es eben nie ICH bin, der hier schreibt, sondern immer nur die spur der spur, die zu lesen sich hier anbietet; dass jeder autor und jede autorin immer nur schreibt in der voraussetzung, dass andere geschrieben haben, was sie geschrieben haben, und so fort, ohne anfang…
Von mir zu sprechen halte ich daher meist für unangebracht. Es bringt in die abgelegten texte eine unnötige persönlichkeit, die illusion einer subjektivität, die so nie gegeben ist. Jeder text findet sich immer schon in der relation zu anderen texten und mit derrida ist dies wohl kaum zu umgehen. Den autor dann in den vordergrund zu rücken unterstütz nur einen hegemonilen diskurs der angenommenen oder zugeschriebenen ursache von texten, verschleiert also mehr als dass es zeigt. Die hier abgelegten texte “wollen” aber anderes, besser: können das nicht, aber vielleicht anderes. Texte sind beobachtungen, unterscheidungen (mit spencer-brown, derrida, luhmann, baecker, etc.) und das immer im kontext weiterer beobachtungen und nur unter der prämisse vorausgegangener unterscheidungen. Der autor ist damit am ehesten der beobachter, d.h. die unterscheidung selbst. Von mir zu sprechen halte ich für unangebracht, treffe ich diese entscheidungen ja nicht selbst, sind beobachtungen so abgelegt nicht subjektiv-psychische unterscheidungen, sondern kommunikation.
Das gesagt, kurz zu meiner “person” (es soll ja leute (!) geben, die sich von solcherlei vorwort nicht abhalten lassen, sich zu interessieren für den “mensch” dahinter…). Ich bin soziologe, kulturwissenschaftler, und religionswissenschaftler und habe in bayreuth und edinburgh kulturwissenschaft, interkulturelle germanistik und religious studies studiert. Von 2011-2012 habe ich als wissenschaftlicher assitent am lehrstuhl für kultur- und religionssoziologie an der universität bayreuth gearbeitet. Derzeit bereite ich ein promotionsprojekt an der zeppelin universität in friedrichshafen vor, wo ich ab januar 2013 als wissenschaftlicher assistent tätig bin. Wenn nicht dort, oder wo anders, lebe und arbeite ich in berlin, der überschätzten hauptstadt deutschlands. Meine forschungs- und interessenschwerpunkte sind systemtheoretische soziologie, theorie der nächsten gesellschaft (baecker), kulturtheorie, wissenschaft und religion, wahrheit und andere medien, internet, konflikttheorie, gesellschaftstheorie und religion und politik.
Meine bisherigen veröffentlichungen finden sich hier. Außerdem bin ich derzeit mitherausgeber der zeitschrift für junge religionswissenschaft (zjr) und ehemaliges (aber treu verbunden zu meiner ehemaligen arbeitsgruppe) mitglied des gesellschaftswissenschaftlichen kollegs der studienstiftung des deutschen volkes e.v. sowie alumnus im max-weber-programm.
Die schiere wahllosigkeit der hier gesammelten informationen (warum das und nicht etwas anderes?) zeigt die zwecklosigkeit den “mensch” hinter der kommunikation als determinante für die texte zu suchen. Man kann ja kaum ernsthaft behaupten, dass das hier geschriebene, und so oder in ähnlicher form auch in meiner cv zu findende, einen auch nur annähernden einblick zulässt in die hintergründe der texte.
Meine persönlichen motive – und auch das ist natürlich blödsinn, sowohl es zu schreiben, als auch zu denken – diesen blog zu schreiben sind experimenteller natur. Ich schreibe um zu denken, lesen, schreiben, kritisieren, unterscheiden, und hoffe mit all dem auf weitere beobachtungen und beobachter zu stoßen, gewillt meine texte zu beobachten, anderes zu beobachten und abzulegen, in loser anordnung, in enger verknüpfung, in eindeutiger gerichtetheit oder auch lose assoziativ. Meine methode richtet sich dabei nach den überlegungen zur praxis eines umgangs mit information auf der höhe der zeit, wie sie von tina piazzi und stefan m. seydel entwickelt wurde und wie hier und hier in wunderbarer weiße nachgelesen werden kann und von mir mühevoll und experimentell versucht wird in meiner eigenen praxis zu erproben. Darüber hinaus haben texte vieler weiterer autoren und autorinnen meine arbeit und mein denken beeinflusst, allen voran niklas luhmann, george spencer-brown, derrida, dirk baecker, urs stäheli, peter fuchs, pierre bourdieu, elena esposito, und andere. Auch nicht vergessen möchte ich die zahllosen gespräche und diskussionen mit freunden, kollegen und akademischen lehrern.
Zuletzt eine kurze anmerkung, die so gar nicht mit der überschrift in verbindung zu stehen scheint, mir aber besonders wichtig ist. Diese texte dienen der privaten ablage im öffentlichen raum (siehe auch “liste der gelöschten unterscheidungen” dfdu bd.2 s. 78-82) und suchen widerspruch oder zumindest anschlüsse. Für alle kommentare bin ich dankbar, besonders wenn sie sich vor zu schnellem verstehen schützen (wrm n tweet krptsch sn mss und was ein guter blogeintrag ist – auch hierfür siehe hier) und das gleiche copy left unterstützen, wie es aller inhalt dieser seite tut. Wenn nicht hier, so erreicht man mich am besten auf twitter unter: @r33ntry oder per mail (siehe auch hier).
Lesen, Zitieren, Schreiben – vielleicht auch mal Hören.
Zum Beispiel die Vorlesung vom 2.2.2013:
http://portal.uni-freiburg.de/studiumgenerale/archiv/ws-12-13/vortragsreihen/samstagsuni
Beste Grüße
we
Vielen dank für den tipp- das hatte ich tatsächlich noch nicht entdeckt. Ich habe ja schon mit grossem genuss die vorlesung “marx und die frage nach der gesellschaft” sowie “ungeliebte moderne” gehört. Zur “kulturtheorie” komme ich noch. Das angebot ist stark! Ich empfehle vor allem die vorlesung zu marx auch gerne in meinem seminar zu “gesellschaftstheorien”. Beste grüsse zurück, mzk
Na, dann kennen Sie mich ja.
Einen guten Abend und beste Grüße
we